Für immer, für alle, genug

Nachhaltigkeit gibt es nicht "to go"

Nachhaltigkeit gibt es nicht „to go“

Nachhaltigkeit geht weit über einen Recyclingplan hinaus. Der Begriff ist zu einem populären Schlagwort unserer Zeit mutiert. Kaum etwas verkauft sich noch, wenn man ihn nicht zumindest streift. Doch was macht Nachhaltigkeit aus, und wo beginnt sie auf persönlicher Ebene?

 

Nachhaltigkeit ist mehr als Mülltrennen. Es geht um das edle Ziel eines guten, gesunden und gerechten Lebens – für alle und für immer.

Das würde sicher jeder so unterschreiben. Die Herausforderung ist aber die Umsetzung in der Realität, denn in allen wichtigen Lebensbereichen wird überwiegend das Gegenteil von Nachhaltigkeit gelebt. Unser Verhalten prägt unsere Welt und diese ist gezeichnet – gezeichnet vom Raubbau an endlichen Ressourcen, der globalen Bevölkerungsexplosion, dem rekordverdächtigen Artensterben in der Tierwelt, von unfairer Verteilung der Chancen und Mittel auf der ganzen Welt und einer dramatischen Vermüllung unseres Planeten.

Dabei ist das Prinzip von Nachhaltigkeit doch ganz einfach runterzubrechen: Eine altbekannte Faustregel aus der Forstwirtschaft besagt, dass nur so viele Bäume gerodet werden dürfen, wie nachgepflanzt werden. Ziel ist also eine zukunftsfähige Entwicklung, damit spätere Generationen die gleichen Chancen auf ein erfülltes Leben haben.
Was machen wir stattdessen? Wir verballern kostbare und endliche Ressourcen.

Müssen es im Dezember die Himbeeren aus Chile sein?

Die drei elementaren Säulen der Nachhaltigkeit sind die Bereiche Natur, Wirtschaft und Soziales. Im Bereich der Ernährung hieße nachhaltig essen, vegan, saisonal, regional, biologisch und fair einzukaufen und Lebensmittelabfälle zu recyceln oder das Essen sogar selbst anzubauen. Aber wer macht das schon?

Nahrung ist ein wichtiger Faktor wenn es um Nachhaltigkeit geht, und daher sollte uns zumindest eines klar sein: Mit dem Verzicht auf Fleisch kann man seine Ernährungsbilanz, den sogenannten ökologischen Fußabdruck, um ein Drittel senken. Als Veganer sogar um mehr als die Hälfte. Die weltweite Tierzucht und -haltung macht ganze 18 Prozent der vom Menschen verursachten Klimagas-Emissionen aus. Fleisch essen ist demnach klimaschädlicher als das gesamte weltweite Verkehrsaufkommen.

Nicht nur gut für Umwelt und Gesundheit - Das Fahrrad ist auf einer Strecke von 5 Kilometern das schnellste Verkehrsmittel

Nicht nur gut für Umwelt und Gesundheit – Das Fahrrad ist auf Strecken bis zu 5 Kilometern auch das schnellste Verkehrsmittel

Ernährungsumstellungen und -experimente sind ohnehin im Trend. Ein weitaus größeres Problem tut sich hingegen im Bereich Mobilität auf. Unsere Welt ist hypermobil, hyperbeschleunigt – und wir wollen sie bereisen. Sich hierbei nachhaltig zu bewegen würde bedeuten, dass man auf CO2-freundliche Verkehrsmittel umsteigen müsste. Die Wahrheit klingt bitter, aber der Urlaubsflug nach Teneriffa produziert so viel CO2 wie ein PKW in einem ganzen Jahr.

Ein kleiner Schritt im Alltag ist dennoch möglich. Wir können PS einsparen und Mitfahrgelegenheiten bilden. Vielleicht muss es auch nicht unbedingt immer das Auto sein.

Wir können das Licht ausschalten, wenn wir es nicht brauchen und auf erneuerbare Energie umstellen. So banal es klingt, in allen Lebensbereichen gilt, dass nachhaltiger Konsum in unserer Überflussgesellschaft das Hinterfragen der eigenen Bedürfnisse voraussetzt. Was brauchen und was kaufen wir? Woraus besteht das Produkt? Wie wurde es hergestellt, unter Einfluss welcher Substanzen? Welche Wege hat es zurückgelegt, damit ich es nun in den Händen halten kann? Die Importe finden überwiegend über den Luftverkehr statt. Bei der Herstellung eines Kilos Rindfleisch entstehen insgesamt rund 27 Kilogramm des Klimagases Kohlendioxid und es werden 15.000 Liter sauberes Trinkwasser verschwendet.

Drei simple Leitbegriffe für den Alltag: repair,reuse,share

Ein nachhaltiger Konsum beinhaltet aber auch eine neue Wertschätzung für Arbeit und Ressourcen: Dinge schätzen, pflegen, weitergeben. Nicht jeder muss alles besitzen. Teilen ist das neue Haben. Eine Jeans legt bis zu 50.000 Kilometer zurück, bis sie in unserem Regal liegt. Wie können wir es verantworten, sie nach zweimaligem Tragen wegzuwerfen?

Gelebte Nachhaltigkeit bedeutet Respekt und ist keine Zumutung, sondern eine Chance. Sie bedeutet nämlich mehr Freiheit, weniger Arbeit und mehr freie Zeit. Weniger macht glücklicher, da sich Gemeinschaften bilden, anstatt still für sich Dinge anzuhäufen, zu horten und wegzuwerfen.

Nachhaltigkeit beginnt da, wo wir zu denken anfangen

Als homo sapiens haben wir die Möglichkeit, unser Verhalten zu reflektieren. Wir besitzen Kompetenzen, die unser vernünftiges Wesen ausmachen: Urteilsvermögen, Entscheidungsfähigkeit, Tugenden, Persönlichkeit. Nachhaltigkeit lebt bereits derjenige, der Prozesse hinterfragt, der sein Blickfeld weitet und die Folgen des eigenen Handelns für sich, für andere und die Zukunft sieht. Als Individuum können wir unsere Gesellschaft und unser Leben aktiv gestalten. Nachhaltigkeit bedeutet also auch, sich von alten Denkmustern zu lösen, zu kooperieren, zu vertrauen.

Der Mensch hat sich nicht nur über die Natur erhoben, sondern sich von ihr isoliert. Woher unser Essen kommt, interessiert uns oftmals nicht und so greifen wir zu dem Lammkotelett aus Neuseeland. In diesem Punkt muss sich etwas in unseren Köpfen ändern, denn unser reich gedeckter Tisch ist von Faktoren abhängig, die wir nicht ewig steuern können. Es muss nicht jeder sein komplettes Verhalten umkrempeln, aber ein Anfang steckt in einer gelebten Achtsamkeit, einem Bewusstsein für die Konsequenzen unserer alltäglichen Entscheidungen. „Denke global, handle lokal“, das sollte unser Leitspruch über den Einkaufszettel hinaus sein.

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